Der Blinde, ein Zöllner namens Zachäus und ein Gleichnis

Jesus nahm die zwölf zu sich und sagte zu ihnen: "Seht, wir werden nach Jerusalem hinaufgehen, und dort wird alles vollendet werden, was durch die Propheten über den Sohn des Menschen geschrieben steht. Er wird den Heiden übergeben werden, er wird verspottet werden, er wird mißhandelt werden, und er wird angespuckt werden, und nachdem sie ihn gegeißelt haben werden, werden sie ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen." Und sie verstanden nichts von alledem. Die Worte waren vor ihnen verborgen, und sie begriffen das Gesagte nicht.

Während er nahe an Jerusalem herankam geschah folgendes: Ein Blinder saß am Weg und bettelte. Als er die Menschenmenge vorüberziehen hörte, fragte er, was diese sei. Sie berichteten ihm, daß Jesus, der Nazarener, vorübergehe. Da rief er: "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Doch die Vorangehenden fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch um so lauter: "Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Da blieb Jesus stehen und befahl, daß man den Blinden zu ihm führen solle. Als er vor ihm stand, fragte Jesus: "Was willst du, daß ich für dich tu?" Er aber sagte: "Herr, daß ich wieder sehen kann." Und Jesus sagte zu ihm: "Sieh wieder. Dein Glaube hat dich gerettet." Und sofort wurde er wieder sehend und folgte ihm, während er Gott pries. Und das ganze Volk, das dies gesehen hatte, pries Gott. (Lukas 18, 31 - 43)

Jesus kam nach Jericho. Und siehe, dort war ein Mann mit Namen Zachäus. Er war Oberzöllner, und er war sehr reich. Dieser wollte Jesus sehen, wer er denn sei. Aber es waren so viele Menschen da, daß es ihm nicht gelang. Er war nämlich körperlich klein. So lief er ein Stück voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum, damit er von dort aus ihn sehen könne, denn dort sollte er vorbeikommen. Als Jesus dorthin kam, schaute er zu ihm auf und sagte: "Zachäus, beeile dich, steig herunter. Heute muß ich nämlich in dein Haus kommen." Da stieg er ganz schnell herunter und lud Jesus voller Freude zu sich ein. Die Umstehenden murrten und sagten: "Zu einem sündigen Mann ist er zu Besuch gegangen." Zachäus aber trat vor den Herrn und sagte: "Siehe, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, Herr, und wenn ich von jemandem etwas erpreßt habe, gebe ich es vierfach zurück." Da sagte Jesus zu ihm: "Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist. Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um das Verlorene zu suchen und zu retten. Lukas 19, 1 - 10)

Als sie dies hörten, fügte Jesus noch ein Gleichnis hinzu. Die Leute meinten nämlich, daß das Reich Gottes jetzt sofort erscheinen würde, weil Jesus in der Nähe von Jerusalem war. So erzählte er:
Ein hochgeborener Mann zog in ein fremdes Land, um sich dort die Königswürde zu nehmen und zurückzukehren. Zuvor hatte er zehn seiner Knechte gerufen. Er gab ihnen zehn Pfund und sagte zu ihnen: "Macht Geschäfte, bis ich komme." Aber seine Bürger haßten ihn und schickten ihm eine Gesandtschaft hinterher, die sagte: "Wir wollen nicht, daß dieser unser König werde." Und es geschah. Nachdem er das Königreich eingenommen hatte und zurückgekehrt war, befahl er, daß jene seiner Knechte zu ihm gerufen würden, denen er das Geld gegeben hatte, damit er erführe, was sie erhandelt hatten. Der erste kam her und sagte: "Herr, dein Pfund hat zehn Pfund dazu erworben." Und er sagte zu ihm: "Ausgezeichnet, guter Knecht, weil du in ganz Geringem treu gewesen bist, sollst du nun über zehn Städte die Macht haben." Und es kam der zweite und sagte: Dein Pfund her hat fünf Pfund dazu erworben." Er sagte aber auch zu diesem: "Und du, sei Vorsteher von fünf Städten." Und der nächste kam und sagte: "Herr, siehe, dein Pfund, das habe ich in ein Schweißtuch eingewickelt und beiseite gelegt. Ich fürchtete dich nämlich, weil du ein strenger Mann bist. Du nimmst, was du nicht angelegt hast, und du erntest, was du nicht gesät hast." Er sagte zu ihm: "Nach deinen Worten werde ich dich richten, du böser Knecht. Wußtest du, daß ich ein strenger Mann bin und nehme, was ich nicht angelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe? Und weswegen hast du mein Geld nicht auf eine Bank gegeben? Bei meiner Rückkehr hätte ich es mit Zinsen eingefordert." Und zu den Dabeistehenden sagte er: "Nehmt ihm das eine Pfund und gebt es dem, der die zehn Pfund hat." Und sie sagten zu ihm: "Herr, er hat bereits zehn Pfund."
"Ich sage euch: Wer etwas hat, dem wird gegeben werden, aber dem, der nichts hat, wird selbst das, was er hat, genommen werden. Doch diese Feinde von mir, die nicht gewollt hatten, daß ich ihr König würde, führt sie hierher und macht sie vor mir nieder."
Nachdem er dies erzählt hatte, wanderte er weiter hinauf Richtung Jerusalem.
(Lukas 19, 11 - 28)