Mit Jesus durch das Jahr / With Jesus Through The Year |
Jesuskrimi |
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Sicher hast Du schon mal einen Krimi gelesen oder Dir Krimis im Fernsehen
angesehen. Aber hast Du schon mal über den dramaturgischen Aufbau
eines Krimis nachgedacht? Das Schema ist eigentlich in fast allen Stücken
das gleiche: Zuerst kommt der spektakuläre Mord. Dann kommt ein
Rückblick über das Leben des Ermordeten. Vom Tatort aus wird
punktuell zurückgeblendet auf wichtige Stationen dieses Lebens.
Immer wieder jedoch ist der Schauplatz der Tat gegenwärtig. Das
Geschehen spitzt sich erneut zu und gipfelt schließlich in der
Aufklärung der Tat. Je nach Drehbuch kann die Geschichte anschließend
noch weitergehen. Es kann ein Ausblick auf das kommen, was die Zukunft
bringen wird. Sehen wir uns den Psalm nun im Detail an: Ps 22,1 Dem Vorsänger. Auf «Hindin der Morgenröte». Ein Psalm Davids. Der erste Vers ist lediglich die Überschrift zusammen mit einem Vorschlag für eine musikalische Begleitung beim Lesen oder Singen. Gehen wir also gleich weiter. Ps 22,2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Du bist weit entfernt davon, mir zu helfen, zu hören auf die Worte meiner Klage! Ps 22,3 Mein Gott, ich rufe bei Tage, und du antwortest nicht, und auch des Nachts habe ich keine Ruhe. Auf den ersten Blick klingt das wie die verzweifelte Klage eines sehr
einsamen Menschen. Gott, auf den dieser Mensch offensichtlich von ganzem
Herzen vertraut, scheint ihn verlassen zu haben. Zumindest ist er so
weit weg, daß der Mensch keine Antwort mehr von ihm hört.
Nun folgt ein Rückblick auf die großen Taten Gottes mit seinem Volk Israel: Ps 22,4 Aber du, der Heilige, bleibst Israels Lobgesang! Ps 22,5 Auf dich haben unsre Väter vertraut, sie vertrauten auf dich, und du errettetest sie. Ps 22,6 Zu dir riefen sie und entkamen, auf dich vertrauten sie und wurden nicht zuschanden. Hier wird kurz und prägnant beschrieben, wie Gott stets seinem
Volk beigestanden hatte. Vers 5 betont, daß die Juden Gott vertraut
hatten, und die Folge war gewesen, daß Gott sie errettet hatte.
In Vers 6 wird eine der wichtigsten Stationen des Volkes Israel erwähnt,
die Flucht aus Ägypten. Das Volk "entkam" aus den Klauen Pharaos,
und Gott hatte es bewahrt. Ps 22,7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. Ps 22,8 Alle, die mich sehen, spotten meiner; sie sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: Ps 22,9 «Er klage es dem HERRN, der möge ihn befreien; der soll ihn retten, er gefällt ihm ja!» Jesus kommt sich hier unter seiner immensen Last klein wie ein Wurm vor. Kannst Du Dir vorstellen, wieviele Schaulustige auf diesen Hügel vor die Stadt Jerusalem gekommen waren, um beim Anblick der Kreuzigung ihren Spaß zu haben? Damals gab es ja noch kein Fernsehen oder dergleichen. Also war so eine Hinrichtung eine wirklich willkommene Abwechslung. Der Evangelist Markus schreibt in Kap. 15,31 daß jede Menge Leute die Gekreuzigten verspotteten. Matthäus kommt mit seinem Bericht dem Psalm am nächsten. Matthäus ist auch jener der vier Evangelisten, der seinen Bericht über das Leben von Jesus für die Juden aufschrieb und somit davon ausging, daß sich seine Leser in den Schriften des Alten Testamentes sehr gut auskennen. Matthäus schriebe in Kapitel 27,43, daß die Hohepriester folgendes sagten, als sie Jesus am Kreuz hängen sahen: Mt 27,43 Er hat auf Gott vertraut, der befreie ihn jetzt, wenn er Lust an ihm hat; denn er hat ja gesagt: Ich bin Gottes Sohn! Erkennst Du die Ähnlichkeit zu jenen Worten aus Vers 9 unseres
Psalms? Dieser Vers steht auch in Anführungszeichen, was deutlich
macht, daß dies eine Aussage von dritten Personen über Jesus
ist. Als die Hohepriester auf Golgatha derart lästerten, hatten
sie wohl kaum an Psalm 22 gedacht. Ps 22,10 Ja, du warst meine Stütze von Mutterleib an, meine Zuversicht schon an meiner Mutter Brust. Ps 22,11 Auf dich war ich geworfen von Mutterschoß an, vom Leibe meiner Mutter her bist du mein Gott gewesen. Wer kann von sich behaupten, daß er bereits seit Geburt an Gott
glaubt? Wohl niemand von uns. Irgendwann im Laufe unseres Lebens haben
wir angefangen, uns mit Gott auseinanderzusetzen. Für alle von
uns, die wir ganz persönlich an Gott glauben, ist dies ein großes
Geschenk. Lk 1,41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe; und Elisabeth wurde mit heiligem Geist erfüllt Lk 1,42 und rief mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Lk 1,43 Und woher wird mir das zuteil, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Lk 1,44 Denn siehe, sowie die Stimme deines Grußes in mein Ohr drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Es kann also wirklich einzig und alleine Jesus von sich behaupten,
daß er nicht nur von Geburt an sondern sogar bereits davor eine
ganz enge Verbindung mit Gott gehabt hatte. Na, schließlich ist
er ja Gottes Sohn. Ps 22,12 Sei nicht fern von mir! Denn Not ist nahe, und kein Retter ist da. Jesus wußte: Wenn er uns Menschen von unseren Sünden erretten
wollte, dann mußte er den Tod durchstehen, dann gab es für
ihn in dieser Situation keine Rettung. Ps 22,13 Es umringen mich große Stiere, mächtige Ochsen von Basan umzingeln mich; Ps 22,14 sie sperren ihr Maul gegen mich auf, wie ein reißender und brüllender Löwe. Im Alten Testament kommt es an vielen Stellen vor, daß Menschen
mit Tieren verglichen werden, insbesondere wenn man damit verdeutlichen
wollte, daß diese oder jene Eigenschaften für manche Personen
besonders signifikant waren. Die folgenden Verse schildern ganz konkret und anschaulich die Leidenssituation von Jesus am Kreuz: Ps 22,15 Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, und alle meine Glieder sind ausgerenkt. Mein Herz ist geworden wie Wachs, zerschmolzen in meinem Innern. Ps 22,16 Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub. Wenn ein Mensch am Kreuz hängt, kugeln sich mit der Zeit durch
das Gewicht seines eigenen Körpers die Arme aus den Schultergelenken.
Das muß ganz schrecklich schmerzhaft sein. Alle Muskeln erschlaffen,
man sinkt dahin, weil einen die Kraft verläßt. Je mehr man
jedoch zusammensinkt, desto schmerzhafter wir es. Ps 22,17 Denn Hunde umringen mich, eine Rotte von Übeltätern schließt mich ein; sie haben meine Hände und Füße durchgraben. Ps 22,18 Ich kann alle meine Gebeine zählen; sie schauen her und sehen mich schadenfroh an. Auch dieser Vers stimmt mit den Berichten der Evangelisten überein. Matthäus schreibt: Mt 27,38 Dann wurden mit ihm zwei Räuber gekreuzigt, einer zur Rechten, der andere zur Linken. Das gleiche steht in Markus 15,27 in Lukas 23, 33 sowie in Johannes 19, 18. Die "durchgrabenen" Hände und Füße beschreiben genau
die Tatsache, daß Jesus mit Nägeln ans Kreuz geschlagen wurde
und nicht nur dort festgebunden wurde. Von den durchbohrten Händen
und Füßen bzw. den Nägelmalen schreibt u. a. Johannes
in Kap. 20, 25ff, als Jesus sich nach der Auferstehung seinen Jüngern
gezeigt hatte. Ps 22,19 Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand! Fast wörtlich steht dies in Matthäus 27,34, Markus 15,24,
Lukas 23, 34 und Johannes 19,24. Als die Soldaten das Los um das Gewand
von Jesus warfen, hatte mit Sicherheit keiner von ihnen Psalm 22 im
Kopf. Wohl aber hatten möglicherweise die Evangelisten diese Parallele
erkannt, als sie die Geschichte von Jesus aufschrieben. Ps 22,20 Du aber, o HERR, sei nicht fern; o meine Stärke, eile mir zu Hilfe! Ps 22,21 Errette meine Seele von dem Schwert, mich Einsamen von der Gewalt der Hunde! Ps 22,22 Errette mich aus dem Rachen des Löwen! - Ja, von den Hörnern der Büffel hast du mich erhört! Dies sind im Hebräischen zwei identisch konstruierte Sätze.
Jesus fleht zu Gott, daß er ihn erretten möge von dem Schwert,
aus der Gewalt der Hunde, aus dem Rachen des Löwen, von den Hörnern
der Büffel. Diese Aufzählung der drei unterschiedlichen Tierarten
sowie des Schwerts zeigt die große Fülle des Schrecklichen,
das mit diesem Kreuzestod Jesus hinunterdrückte. Ps 22,23 So will ich deinen Ruhm erzählen meinen Brüdern, inmitten der Gemeinde will ich dich preisen! Ps 22,24 Die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn! Ihr alle vom Samen Jakobs, ehrt ihn; und scheue dich vor ihm, du ganzer Same Israels! Ps 22,25 Denn er hat nicht verachtet noch verabscheut das Elend des Armen und hat sein Angesicht nicht vor ihm verborgen, und da er zu ihm schrie, erhörte er ihn. Zum ersten Mal kommt in Vers 23 das Wort "Gemeinde" vor. Bis dato war
vom Volk Israel oder vom Löwen (von Juda) die Rede gewesen. Ab
nun jedoch gibt es die Gemeinde, und es gibt erstmalig die Brüder.
Ps 22,26 Von dir handle mein Loblied in der großen Gemeinde; ich will meine Gelübde bezahlen vor denen, die ihn fürchten! Hier steht nicht lediglich "Gemeinde" sondern "große Gemeinde".
Wenn wir in der Apostelgeschichte lesen (z. B. Kap. 2, 42 – 47), so
stellen wir fest, daß die Gemeinde stetig wuchs. Ps 22,27 Die Elenden sollen essen und satt werden; die den HERRN suchen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben! Die Elenden, wir, die Heiden, die wir nicht zum auserwählten Volk
Israel gehören, auch wir dürfen ewig leben, wenn wir den Herrn
suchen und ihn preisen. Ps 22,28 Es werden daran gedenken und sich zum HERRN bekehren alle Enden der Erde, und vor dir werden anbeten alle Geschlechter der Heiden. Ps 22,29 Denn das Königreich gehört dem HERRN, und er ist Herrscher über die Nationen. Nicht nur ein paar Heiden kommen in den Genuß der Erlösungstat
von Jesus. Nein, die Botschaft wird bis an "alle Enden der Erde" dringen
und "alle Geschlechter der Heiden" werden Jesus anbeten. Mt 28,19 Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, ........ Wir Christen haben diesen Auftrag. Bereits im Psalm jedoch steht, daß
wir diesen Auftrag erfüllen werden. Wir brauchen keine Bedenken
zu haben, daß wir zu klein oder zu schwach dazu sind. Jesus ist
ja bei uns und hilft uns. Gott ist nicht nur Herr über sein Volk
Israel sonder über "die Nationen". Ps 22,30 Es werden essen und anbeten alle Großen der Erde; vor ihm werden ihre Knie beugen alle, die in den Staub hinabfahren, und wer seine Seele nicht lebendig erhalten kann. Auch im Neuen Testament lesen wir, daß sich vor Jesus alle Knie beugen werden. Paulus schrieb an die Philipper: Phil 2,10 daß in dem Namen Jesu sich beugen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, Und Johannes schreibt, daß Jesus uns versprochen hat, daß es im Himmel einmal eine große wundervolle Party geben wird: Joh 14,3 Und wenn ich hingehe euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf daß ihr seid, wo ich bin. Offb 3,20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. Allerdings sollten wir bei all unserer Freude den letzten Teil von
Vers 30 des Psalms nicht außer Acht lassen. Da steht auch vom
"in den Staub hinabfahren" und von jenen, die "ihre Seele nicht lebendig
erhalten können". Ps 22,31 Ein Same wird ihm dienen, wird dem HERRN als Geschlecht zugezählt werden. Ps 22,32 Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird, daß er es vollbracht hat. In Vers 32 lesen wir wieder von dem "Volk" nicht von der Gemeinde. Wenn wir die Offenbarung genau studieren, stellen wir fest, daß in der Endzeit, also bei denen, die erst noch geboren werden müssen, Gott sich wieder ganz speziell seinem Volk Israel zuwenden wird. Auch das steht hier in diesem Psalm. Fassen wir zusammen: Ausgehend vom Tatort der Kreuzigung Jesu schreibt
David einen Rückblick zunächst zu den Urvätern und dann
zur Geburt und Kindheit von Jesus. Mit dem Ende von Vers 22 gibt es
den großen Einschnitt. Jesus ist auferstanden, und die frohe Botschaft
strömt hinaus in die Gemeinde, in die große Gemeinde, zu
den Heiden, bis an die Enden der Erde und schließlich auch zu
Gottes Volk Israel. © Korinna Söhn |
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